Erfinder des Business Health Index wollen BGM messbar machen
„Bewirkt unser betriebliches Gesundheitsmanagement wirklich etwas?“ Das Business-Analytics-Unternehmen Spexa hat ein Instrument entwickelt, das diese Frage beantworten soll. Was steckt dahinter?
Wie wirksam sind einzelne BGM-Projekte und inwieweit haben sie einen positiven Einfluss auf die Geschäftszahlen? Spexa möchte mittels eines in Zusammenarbeit mit Branchenexperten entwickelten Instruments Arbeitgebern diese Fragen beantworten. Der sogenannte Business Health Index BHI evaluiert BGM-Aktionen und soll sie aus ihrem – wie Marc Sommer, Geschäftsführender Gesellschafter von Spexa, es nennt – Isolationsstatus herausholen. „Bisher gibt es keine gemeinsame Sprache innerhalb des betrieblichen Gesundheitsmanagements und zwischen BGM-Verantwortlichen und Geschäftsführung keine gemeinsame Orientierung. Jeder macht sein eigenes Ding und niemand weiß, ob die BGM-Aktion überhaupt sinnvoll ist“, sagt Sommer. „Uns geht es darum, dem Unternehmen den Blick unter die Motorhaube zu ermöglichen.“
Dafür hat sich der erfahrene CEO Sommer mit Wolfgang Köning, Geschäftsführer des privaten Weiterbildungsanbieters Akademie Kraftwerk, zusammengetan. Wissenschaftlich wird das Projekt von Experten der FOM Hochschule für Ökonomie und Management, dem Bochumer Institut für Technologie und der WWU Münster begleitet.
WELCHE DATEN MÜSSEN EINGEPFLEGT WERDEN?
Damit der Index funktioniert, muss er mit Daten gespeist werden: Unternehmen teilen bestehende BGM- und Businessdaten bei Spexa auf digitalem Wege. Abteilungsvertreterinnen und -vertreter tragen unter anderem Daten zu Unfallzahlen, Ausfallzeiten, vorhandenen monetären sowie personellen Ressourcen und Business- sowie Fluktuationszahlen in das Index-System ein.
Parallel nehmen die Beschäftigten an einer Online-Umfrage teil, die etwa 30 Minuten dauert. In der Umfrage sollen Mitarbeitende anonym mögliche gesundheitliche Probleme, Gefühle und Beschwerden angeben und mitteilen, ob diese in einem Bezug zu ihrem Arbeitsleben stehen oder ihre Tätigkeit beeinträchtigen. Ein hinterlegter Algorithmus rechnet Key Performance Indicators (KPIs) für drei Bereiche aus: physische, psychische und soziale Gesundheit. Letztere beschreibt die Unternehmenskultur, die Zusammenarbeit und den Führungsstil in der Organisation.
DATA ANALYSTEN UNTERSUCHEN KORRELATIONEN ZWISCHEN EINZELNEN KPIS
Alle Daten wandern unternehmensübergreifend anonymisiert in einen Datenpool. Auf dessen Basis untersuchen Data Analysten und Analystinnen Korrelationen zwischen den einzelnen KPIs. „Aus all den vorhandenen Daten erstellen wir den Auftraggebern dann innerhalb von drei bis vier Wochen nach dem Abschluss der Dateneingabe einen Bericht“, sagt Köning.
Der Bericht liefert den Arbeitgebern eine Prozentzahl zwischen 1 und 100, die die allgemeine Gesundheit des Unternehmens widerspiegeln soll, sowie weitere Indexzahlen für die drei Bereiche. Die Ergebnisse gibt es auch für einzelne Standorte und Gruppen, nicht aber für Individuen. Damit wolle man die Anonymität jederzeit gewährleisten. „Wir rechnen nie den BHI für einzelne Menschen aus“, sagt Köning. Für einen Vergleich werden den Unternehmen durchschnittliche KPIs aus Organisationen derselben Branche oder Größe mitgeteilt. Daraufhin erhalten die Unternehmen Handlungsempfehlungen basierend auf den Ergebnissen
TESTPHASE DES BUSINESS HEALTH INDEX VOR KURZEM BEENDET
Der Business Health Index als Konzept und Instrument ist noch neu – genau wie die Business-Analytics-Firma selbst, die 2020 gegründet wurde. Bisher haben ihn zwölf Unternehmen über zwei Jahre getestet. Vor ein paar Wochen wurde er für alle Interessierten zugängig gemacht. Die Daten aus den ersten Untersuchungen zeigen laut Sommer und Köning bereits erste Tendenzen auf, wenn es darum geht, auf welche BGM-Felder viele Unternehmen derzeit ihren Fokus legen sollten. „Im Bereich der mentalen Gesundheit gibt es großen Handlungsbedarf“, sagt Sommer. Woran Unternehmen unter anderem arbeiten können, um den psychischen Zustand ihrer Mitarbeitenden zu verbessern, zeige sich tendenziell ebenfalls bereits anhand der ersten Daten. „Je stärker eine Unternehmenskultur und die Identifikation mit einer Organisation sind, desto besser ist die mentale Gesundheit.“ Zudem hätten soziale Komponenten wie die Art der Führung einen direkten Einfluss sowohl auf das psychische, als auch das körperliche Wohlbefinden der Mitarbeitenden.
Diese Korrelationen scheinen das Herzstück des Index zu sein. „Wir wollen Arbeitgebern damit ein Steuerungsinstrument an die Hand geben, mit dem sie auf Basis ihrer eigenen Erkenntnisse zielgerichtet in BGM-Projekte investieren können“, sagt Köning. „Dadurch sparen Unternehmen in der Zukunft viel Geld für sinnlose Maßnahmen und können gezielt in die relevanten Themen investieren.“ Je nach Unternehmensgröße kostet die Analyse inklusive Auswertung und Beratung zwischen 4.000 und 35.000 Euro.
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